Woche der Inklusionsforschung in Graz
Von Montag, 9. November 2020 bis Freitag, 13. November 2020 erstreckte sich die Eröffnung des Forschungszentrums für Inklusive Bildung mit vielfältigen Angeboten und Veranstaltungen unter den Zeichen von Forschung und Inklusion und mit besonderer Berücksichtigung der digitalen Bildung. Der Einladung folgten rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem In- und Ausland. Das Forschungszentrum für Inklusive Bildung ist ein Kooperationsprojekt der Universität Graz, der Pädagogischen Hochschule Steiermark und der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Graz und setzt sich zum Ziel, die Forschungsexpertise der drei Institutionen zur inklusiven Bildung zu bündeln.
Montag und Dienstag standen Online-Präsentationen zu „Aktueller Forschung zu inklusiver Bildung“ auf dem Programm, die einen Streifzug durch aktuelle Forschungsprojekte ermöglichten. Im 20-Minuten-Takt konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Interesse zwischen verschiedenen Präsentationen wechseln, an aktuellen Erkenntnissen teilhaben, Anknüpfungspunkte zur eigenen Forschung herstellen und dadurch das Netzwerk der Inklusionsforschung national und international erweitern.
Der Mittwoch stand im Zeichen der Pandemie und ihrer Auswirkungen auf Bildung, Forschung und Inklusion: „COVID19 – Das Ende der Inklusion? Rettung durch Digitalisierung?“. Mit dem Format des World Cafés wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen, im Anschluss an zwei Key-Notes ihre Perspektiven aus Praxis und Forschung einzubringen, die in eine Ergebniszusammenfassung und Diskussion im Plenum mündeten.
Der Donnerstag verfolgte die Perspektive „Alle Kinder im Unterricht erreichen“ und stellte das Projekt „Reaching the ‚Hard to reach‘“ in den Mittelpunkt. Ein besonderer Höhepunkt war die Verleihung der Forschungspreise der Lebenshilfe sowie die Verleihung des diesjährigen Posterawards an die Teams aus dem Masterstudium Inclusive Education. Wir gratulieren den Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich!
Nach diesen vier Tagen, die geprägt waren von einer thematischen Multiperspektivität, der Verknüpfung von Theorie und Praxis sowie einer Vielfalt der Angebotsformate, stand der Freitag ganz im Zeichen des Festaktes zur Eröffnung des Forschungszentrums für Inklusive Bildung.
Im feierlichen Rahmen des Meerscheinschlössls eröffnete das Leitungsteam Univ.-Prof.in Dr.in Barbara Gasteiger-Klicpera (Universität Graz), Prof.in Dr.in Andrea Holzinger (PH Steiermark) und Prof. David Wohlhart, BEd (KPH Graz) die Veranstaltung und begrüßte die Ehrengäste und Festgäste herzlich.
Die Rektor*innen der drei kooperierenden Hochschulen skizzierten ihre Erwartungen an das Forschungszentrum. Rektor Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Polaschek verglich das Projekt mit der großen Kooperationsidee, die der Entwicklungsverbund Südost bereits in der Umsetzung der PädagogInnenbildungNeu verwirklicht hat: „Wir möchten auch hier etwas Innovatives fördern und unsere Forschungskapazitäten bündeln und damit ausgehend vom Standort Graz neue und übergreifende Impulse setzen.“
Rektorin Dr.in Elgrid Messner betonte die langjährige Tradition der Inklusion in der Steiermark: „Auf Basis dieser Tradition können wir jetzt einen weiteren großen Schritt setzen und in die Forschung investieren. Dies ist ein wichtiger Impuls für die Weiterentwicklung der inklusiven Bildung nicht nur in der steirischen Bildungsszene, sondern auch in der österreichischen, nationalen und internationalen.“
Rektorin Dr.in Andrea Seel lenkte den Blick auf längerfristige Forschungsperspektiven: „Ich hoffe, dass wir in langfristige Forschungsprogramme investieren können, die Tiefenbohrungen ermöglichen, aber auch eine Forschung umsetzen, die über längere zeitliche Distanzen hinweggeht. Ich hoffe, dass wir Evidenzen schaffen können, die für die Bildungspolitik relevant sind und von der Bildungspolitik auch wahrgenommen und entsprechend umgesetzt werden.“
Die Vertreterinnen des Landes Steiermark, Landesrätin Mag.a Doris Kampus, Frau Abgeordnete zum Nationalrat Dipl.-Päd. MMag.a Dr.in Agnes Totter, BEd und der Vertreter der Stadt Graz, Gemeinderat Dr. Peter Piffl-Perčević waren online zugeschaltet. Landesrätin Mag.a Kampus bedankte sich bei den Pädagoginnen und Pädagogen für ihr Engagement im Bereich der Inklusion: „Ich möchte diesen Dank erweitern an Sie, die Sie dieses Projekt gestartet haben. Das ist ein ganz wichtiges und wunderbares Zeichen, dass wir in der Steiermark auch zu diesem Thema zusammenhalten, dass die Hochschulen hier zusammengegangen sind.“
EU-Kommissarin Helena Dalli gratulierte dem Forschungszentrum mit einer Grußbotschaft: „Academic institutions such as the Research Center on Inclusive Education can help providing evidence to underpin policies and actions.”
Bundesminister Dr. Heinz Faßmann hob in seiner Videobotschaft das geplante „Digital Lab for Inclusion“ hervor, das die Kompetenzentwicklung von Lehrpersonen fördern soll. Er stellte fest: „Menschen mit Behinderung dürfen nicht vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden, sondern sollen gleichberechtigt mit anderen in der Gemeinschaft, in der sie leben, lernen können. So lautet auch eines der Systemziele im aktuellen gesamtösterreichischen Universitätsentwicklungsplan. Es ist klar, dass Inklusion grundlegende Veränderungen im Bildungssystem notwendig macht, sie ermöglicht aber auch eine deutliche Steigerung der Qualität von Lehre und Unterricht“.
Im Anschluss präsentierte Prof. Mel Ainscow, internationaler Experte für Inklusion, University of Manchester, in seiner Key-Note seine Vision einer inklusiven Gesellschaft: „Equity: the way of achieving excellence in education”.
Dr. Ingo Bosse, Experte für Inklusion und Digitalisierung, Technische Universität München, stellte die Chancen und neuralgischen Entscheidungspunkte „Mediatisierter Lebenswelten in inklusiven Kontexten“ sowie die „Herausforderungen für Schul-Pädagogik und (digitale) Bildungsarbeit“ zur Diskussion.
Prof.in Dr.in Vera Moser, Gründungsdirektorin des Zentrums für Inklusionsforschung an der Humboldt Universität zu Berlin zeigte in ihrem Beitrag zum Thema „Zentren für Inklusionsforschung – Chancen und Risiken“ Begründungslinien und Entwicklungsdesiderata aus international vergleichender Perspektive auf und eröffnete den Ausblick und die Zukunftsvision für Forschungszentren Inklusiver Bildung.
Die Veranstaltung wurde moderiert von Prof.in MMag.a Elisa Kleissner, KPH Graz, und Prof. Peter Much, MA, PH Steiermark.
Die Nachlese zur Eröffnung und zu den Veranstaltungen der Woche der Inklusion finden Sie hier: Nachlese [https://fzib.at/de/veranstaltungen/]
Ein Album mit Fotoeindrücken der feierlichen Eröffnung am 13.11.2020 des Fotografen Martin Grössler der PH Steiermark finden Sie hier: https://flic.kr/s/aHsmS8itxm